Was bleibt, wenn die Liebe geht? Und wenn wir beide ein neues Leben anfangen, kann es da nicht sein, dass wir uns wiedertreffen?
Inhalt
DIE BESUCHERIN
So lautet die hoffnungsvolle wie gleichzeitig verzweifelte Frage der Protagonisten Agnes in der Schlußsequenz des Films DIE BESUCHERIN. Ein Drama, welches durch die distanzierte Spielweise seiner Darstellern und die damit erzeugte hochemotionale Spannung besticht und was ihn somit, zu einem überaus gelungenen Erstlingswerk der 1980 geborenen Regisseurin Lola Randl macht.
…wenn man ein neues Leben anfängt, kann es schon sein, dass man sich trotzdem wieder trifft. Denn im Letzten – ist man sich ja auch begegnet…! (Die Antwort von Walter auf die Frage von Agnes)
DIE BESUCHERIN, Filmkritik
Bilder einer Ehe – die allen allzu bekannt erscheinen mögen…
Durch ihre Rätselhaftigkeit bekommen sie jedoch eine eigene Dynamik und welch‘ verschlungene Wege dabei entstehen, wie das Leben durchaus spielen kann, wird hier in fast plastischer Eindringlich gezeigt.
Somit ist DIE BESUCHERIN ein Film, der deutlich und vehement in der Beobachtung einer ad absurdum geführten und in der Kommunikation verstummten Ehe ruht. Dass rätselhafte Verhalten einiger Charaktere irritiert.
Rational geprägte Menschen werden dem Geschehen daher wohl eher ratlos gegenüberstehen und ihre Schwierigkeiten mit dem Stoff haben, denn fast ausschließlich Schwermut ist die Triebkraft der Hauptprotagonisten. Diese stürzen von einem Extrem ins Andere, so dass Film und Zuschauer einige Zeit brauchen, um sich aneinander „zu gewöhnen“.
Der Erzählstil ist zudem sehr sperrig, weil Fragen aufgeworfen werden, die nicht immer rational zu beantwortet sind und damit kann der Betrachter auch leicht über eigene Vorurteile stolpern. Die dabei gezeigte phantasievolle Erotik, könnte indes durchaus und in gewisser Hinsicht als Leitmotiv des Films gelten, dennoch sollte Lola Randls BESUCHERIN darauf nicht reduziert werden…
So prickeln und verlockend die Bilder vielleicht anmuten, so stellt das Drama meiner Meinung nach aber vielmehr und in erster Linie jene Gradwanderung dar, die jedes Paar in einer längeren Beziehung bewußt gehen müßte, damit Elterndasein, berufliche Entwicklung und vorallem die Individualität der Persönlichkeit nicht in einem erdrückenden „wir“ erstickt wird.
Fazit: DIE BESUCHERIN ist -wie gesagt- ein beeindruckendes Debüt der noch jungen Regisseurin. Bereits auf vielen Festivals stellte es zudem seine Qualitäten unter Beweis (u.a. Int. Filmfestspiele Berlin 2008-Perspektive (Premiere), Cannes Film Festival Deutsche Reihe 2008 und Festival des deutschen Films in Kopenhagen 2008) und ist deshalb unbedingt eine Empfehlung für den DVD-Abend wert.
DIE BESUCHERIN, Filminhalt
Am Geburtstag der erfolgreichen Neurowissenschaftlerin Agnes (Sylvana Krappatsch) stürzt sich ein Mann vom Balkon und schlägt hinter ihrem Wagen auf die Strasse.
Zu Hause angekommen wartet ihr Ehemann und Schriftsteller Walter (Samuel Finzi; u.a. DAS WUNDER VON BERN), ihre 13 Jahre alte Tochter Leni (Isabell Metz) sowie ihre Schwester Karola (Jule Böwe) und einige Bekannte mit einer Überraschungsparty auf sie.
…still lässt Agnes den Abend an sich vorüberziehen.
Als die Gäste gegangen sind, gibt es nur einen kurzen Gute-Nachtkuss für Walter als Antwort auf das Tagesgeschehen und das unheimliche Schweigen scheint geradezu symptomatisch für ihr Erlebtes, für ihre Ehe und für ihr bisheriges Leben zu sein.
Als ihre Schwester am nächsten Tag in der Klinik auftaucht um zu verkünden, dass sie 2000 Euro braucht um ihren Freund im Ausland zu besuchen, gibt sie auch diesem Drängen ohne größeres Hinterfragen nach.
Während der überstürzten Abreise hinterlässt sie Agnes den Schlüssel für eine fremde Wohnung in der Karola die Blumen gegossen und den Kanarienvogel versorgt hat, mit der Bitte, das für sie zu übernehmen. Agnes übernimmt nur widerwillig diese fortführende Aufgabe und findet eine Hals über Kopf verlassene Wohnung mit einem tot im Bauer liegenden Vogel vor.
Alles liegt offen herum und die Zeit scheint auf seltsame Weise stehengeblieben zu sein. Doch sie fühlt sich sonderbar vertraut und fast magisch zu diesem Ort hingezogen.
Bald nimmt Agnes die Wohnung immer mehr in ihren Besitz, durchstöbert die Schränke, hört die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ab und sie legt sich in die zerwühlten Betten…
Eines Tages schläft Agnes dort ein und wird erst wach, als ein Mann sich hinter sie legt, ihren Rock nach oben schiebt und wortlos in sie eindringt…
Es ist Bruno (Andrè Jung), der hier wohnt und dessen Frau vor kurzem bei einem Autounfall auf Korsika ums Leben gekommen ist. Er fragt sie nicht, wer sie ist, wie sie heißt und woher sie kommt…
Sie schlafen nur miteinander. Agnes erlebt neue, emotionalere Identität, jedoch der Alltag und ihre Ehe geraten systematisch immer mehr aus den Fugen…!
Sie lässt sich ziellos treiben und dabei leben beide eine Wirklichkeit, die es tatsächlich so nicht gibt…
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: Filmlichter DIE BESUCHERIN,
Die besagte, erste anonyme Begegnung im fremden Bett ist sowohl Vermarktungsargument als auch die Schlüsselszene des Films. Wie bei einem Porno versteht man nicht, warum die Frau mit dem alten Mann wilden Sex haben will. Obwohl das südliche Flair (Korsika und Tango) verbal bemüht wird, geht von der Rolle, in die Agnes schlüpft und von dem komischen Typen keinerlei Faszination aus. Eklig wird es, als sie ihn gar leidenschaftlich küsst. Irgendwie funktioniert dieser Film nicht. Drehbuch umschreiben und dann mit anderen Schauspielern und Regie neu drehen!