Dokumentarproduzenten haben es in Deutschland bekanntermaßen und außerhalb der Programm-Kinos nicht leicht, ihre Filme an das Kinopublikum zu bringen. Ungemein schwieriger dürfte es allerdings sein, Dokumentationen die speziell für oder mit Kindern und Jugendlichen gemacht wurden, den einschlägigen Film-Verleihern schmackhaft zu machen.
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dok you
Auf der Suche nach neuen, interessanten Beiträgen, die in nächster Zeit in die Kinos kommen, wurde ich in diesem Zusammenhang auf ein besonderes Projekt aufmerksam, das ich hier im Filmblog kurz vorstellen möchte.
dok you bei doxs
Alles begann vor ca. acht Jahren, als in der Industriestadt Duisburg ein außergewöhnliches Projekt das Licht der Leinwand erblickte: doxs mit seinem „kleinen Ableger“ dok you.
Es ist eine Initiative, die durch ihre Herangehensweise in erster Linie Kinder und Jugendliche vom Grundschulalter bis zur Oberstufe erreichen möchte. Darin wird mit engagierter Arbeit und in Form des Dokumentarfilms versucht, filmisch eine Antworte auf die drängenden Fragen der heranwachsenden Generation zu geben.
Dok you als Welt-und Wertevermittler für Kinder und Jugendliche? Nein, aber Kinder an die Kamera!
Bereits im Herbst 2008 startete in verschiedenen Filmworkshops und an den bundesdeutschen Schulen das einmalige Projekt, welches mit seinem Schwerpunkt auf die Kreativität der Kinder und Jugendlichen zielt. Dabei werden die jungen Filmemacher beim Umsetzen der Themen, wie z.B. Freundschaft, Migration, Armut oder manchmal auch nur das schiere Glück, professionell von den „Großen“ der Filmbranche begleitet.
In seiner Komplexität ist es kein leichtes Unterfangen und beinhaltet zudem wenig kommerzielles Interesse. Umso höher sind aus meiner Sicht deshalb die Bereitschaft und das Engagement derer zu bewerten, die sich mit ihren Vorstellungen und Erfahrungen dazu bereit erklärt haben.
So hat sich inzwischen eine illustre Mischung aus Nachwuchs-Regisseuren (z.B.: Anna Wahle, Alexandra Schröder) und alten Hasen des Generes (selbst aus DEFA-Zeiten: Bernd Sahling) sowie bekannte und erfahrene Dokumentarfilmer der Neuzeit (u.a. Piet Eekman, Bettina Braun) zusammengefunden, um ihr geballtes Wissen und ihre Erfahrung für das Projekt zur Verfügung zu stellen.
dok you, dok me
Dass sich die dokumentarische Form des Films für Kinder und Jugendliche nicht zwangs- und gegenläufig zu den Bedingungen des Medienmarktes verhalten muss, ist auch hierzulande ein bekannter Fakt – wird jedoch zu Großteilen eher stiefmütterlich behandelt.
Dabei konnten deutsche Fachleute belegen, dass es gerade der jungen Generation über den Dokumentarfilm besser und sensibler ermöglicht wird, einen Zugang zu Themen, Fragen und Problemen, welche die Welt bewegen, zu finden. Sie konnten zudem beweisen, dass Kinder, sobald ihnen Dokumentarfilme angeboten werden, sei es im schulischen Bereich oder bei der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit, begeistert auf diese Art von Film reagieren.
Damit stellt es z.B. kein Problem dar, solche im Allgemeinen für Erwachsene schwer zu beantwortenden Fragen wie: Welche Unterschiede gibt es bei Lebensqualität und Lebensrealitäten? Wie leben Menschen in anderen Kulturen oder wie meistern sie Konflikten und Krisen?…verständlich und anschaulich zu beantworten.
Und genau an diesem Punkt setzt auch dok you an. Durch praktische Filmarbeit wird ein anderer Blick auf sich selbst und die Welt eröffnet – denn genau hier versagt oft das herkömmliche Sendeschema der Fernsehanstalten oder gar der Massenkonsum herkömmlicher Kinos.
Aber wie gehen Filmemacher, Redakteure, Festivals und Pädagogen mit den Chancen und der Verantwortung um – die Kinder- und Jugenddokumentarfilm bedeutet? Wer entscheidet, welche Themen und Bildsprachen interessant und angebracht sind? Und was würde ein fester Sendeplatz im Kinderkanal KIKA bringen, wie ihn bereits der niederländische Programmanbieter VPRO erfolgreich praktiziert?
Viele Fragen und derzeit wenige Antworten! Fest steht wohl nur eins: Eine solche Doku-Schiene wird weiterhin eine Menge an Engagement und Geduld erfordern, um es auch übergreifend und massenwirksam zu etablieren.
Das Projekt dok you, das vom Veranstalter der Kindersektion der Duisburger Filmwoche doxs und der in Köln ansässigen Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW(dfi) betrieben wird, nimmt jedenfalls bereits jetzt und diesbezüglich eine Vorreiterrolle ein. Es setzt sich vehement für dieses Nischengenre ein, damit dem Kinder-DOK-Film auch in Deutschland eine Plattform gegeben wird.
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: dok you und Dank an Claudia Ziegenfuß für die redaktionelle Unterstützung DOK YOU,
hey, Dokumentarfilmer haben es nicht umbedingt schwerer als andere. Sie müssen nur neue Wege gehen. Seht mal bei smartshoppingblog vorbei, dort gibt es etwas über David Lynchs Interview Project. http://www.smartshoppingblog.de/3619_david-lynch-interview-project/
Cooler Beitrag für alle, die Dokus mögen
Interessante Projekt, welches ich als Pädagoge mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen werde. Die meisten meiner Schüler wissen gar nicht, was ein Dokumentarfilm ist und das solche Filme zudem nicht langweiliger sein müssen als große, kommerzielle Kinofilme, könnte eine wichtige Erkenntnis werden. Danke für den Beitrag und weiterhin viel Erfolg für alle Beteiligten.
Inka