Bereits zwei Jahre in Folge eröffnete das Filmfestival in Venedig mit einem deutschen Beitrag: Im Kinojahr 2009 war es Fathi Akins SOUL KITCHEN und 2010 nun Tom Tykwers DREI.
Inhalt
DREI
Die Kamera schwebt an Überlanddrähten entlang, die Stimme aus dem Off aber steckt fest in schweren Themen: Mann, Frau, Kind kriegen, Fehlgeburt, Fremdgehen, Therapie machen, Sex haben, kein Sex, älter werden, schließlich die Erkenntnis: „Du stirbst!“ „…und ich auch“ sagt Simon, ein Mann so Mitte vierzig.
Er liegt dabei auf Hanna, die ihn spielerisch empört fragt: „Aber wieso sterbe ich zuerst?“ Gleich zu Beginn setzt Regisseur Tom Tykwer den entscheidenten Ton für seine Geschichte, die einerseits ernst gemeint ist, aber worin andererseits versucht wird, dass Leben nicht allzu tragisch zu nehmen.
Regisseur Tom Tykwer
Die Komödie DREI ist Tom Tykwer’s erstes Drehbuch ohne eine fremde Vorlage und sie überrascht, ist humorvoll und stellt zudem unter Beweis, dass Deutsches Kino plus cineastische Unbeschwertheit keine Ungleichung bedeuten – muß!
Und – mit dem Film DREI kehrt Tykwer (CLOUD ATLAS) in seine Firma X-Filme zurück, die er 1994 zusammen mit Stefan Arndt, Wolfgang Becker und Dani Levy gegründet hat. Nach den internationalen Großproduktionen DAS PARFUM bzw. dem Blockbuster THE INTERNATIONAL, legt der 45-Jährige Regisseur nach zehn Jahren somit nicht nur wieder einen Film in deutscher Sprache vor, sondern leistete sich auch gleich einen amüsanten Tabubruch.
DREI, Besetzung
Der Film ist jedoch bei weitem kein Plädoyer für eine Dreierbeziehung, betonte Tom Tykwer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. „Es geht vielmehr um eine gewisse Offenheit, die wir uns bewahren müssen. Der Film sei wichtig „…dass wir uns nicht unsere Neugier verbieten, sondern dass wir versuchen, einen Weg zu finden, mit dem man mit der Sehnsucht nach Verbindlichkeit und dem gleichzeitigen Impuls der stetigen Neugier umzugehen lernt.“
Die Protagonisten darin: Sophie Rois (LIEGEN LERNEN), Devid Striesow (YELLA) und Sebastian Schipper aus DER KRIEGER UND DIE KAISERIN sowie WINTERSCHLÄFER.
DREI, Filmkritik
Fathi Akin konnte 2009 in Venedig noch in letzter Minute einen Regie-Löwen „erlegen“. Tom Tykwer war dieses „Jagdglück“ mit seinem Film DREI nicht vergönnt.
Die Trophäe des „Goldenen Löwen“ ging stattdessen an Sofia Coppola’s rührendes Stück SOMEWHERE. Und wie so oft unterschieden sich auch diesmal die Vorlieben von Kritikern und Premierenpublikum gewaltig. Die Presse bevorzugte schwierige ARTHOUSE-Kost , wie den chilenischen Film POST MORTEM, eine gute Publikumsresonanz erhielt hingegen die amerikanische Independentfilmerin Kelly Reichardt für ihren schweigsamen Western MEEK`S CUTOFF.
Ich fand indes Tom Tykwer’s Idee zu DREI, einem Film über Liebe, Moral und Geschlechter im spätmodernen Deutschland, genial umgesetzt – auch wenn andere Kritiker behaupten, dass Tykwer sich mehr hätte auf die eigentliche Beziehungen konzentrieren müssen, statt viele Personen und Ereignisse zu involvieren.
Dieser Meinung kann ich mich wie gesagt nicht anschließen und behaupte: Tom Tykwers DREI ist sogar einer der besten Filme im Kinojahr 2010.
Mit Leichtigkeit, ein bisschen frivol und als wäre es beiläufig, werden selbst urbane Befindlichkeiten auf den Tisch gebracht. Nebenher gibt der Regisseur dem Zuschauer noch ein paar wichtige Fragen auf den Nachhauseweg mit: Sollte man ggf. wirklich alles zurücklassen? Kann wahre Freiheit nur grenzenlos sein? Kurzum drei Dinge braucht der Man(n) und bekommt sie promt: Kino zum Lachen, zum Nachdenken und eine Geschichte, die in guter Erinnerung bleibt!
DREI, Filminhalt
Seit nunmehr 20 Jahren sind Hanna (Sophie Rois) und Simon (Sebastian Schipper) ein Paar. Sie führen ein vertrautes und gefühlvolles Leben miteinander…
Doch auf einmal ist die Jugend weg und das Ende von allem nicht mehr so fern. Kurz nachdem Simons Mutter (Angela Winkler) stirbt, klopft auch bei Simon der Sensenmann an die Tür. Simon hat Krebs – Hodenkrebs.
Während schnipp-schnapp das scharfe Skalpell schneidet und „etwas“ als blutiger Klumpen auf dem OP-Tisch landet, führt Simon eine skurille Unterhaltung mit der Anästhesistin (eine Verflossene – die einst von ihm schwanger war).
Aber als wäre das nicht schwarzer Humor schon genug, in der Zeit, in der die Männlichkeit den Mann verlässt, vögelt seine Frau nichts ahnend was gerade mit dem Gatten geschieht, mit Adam (Devid Striesow) sich die Seele aus dem Leib. Ja, bloß kein Drama draus machen, selbst wenn es fast das Leben kostet…!
Kurz nach der Operation trifft Simon zufällig im Schwimmbad auf besagten Adam. Ein kurzes Gespräch unter Männern und ein langer Blick in die Augen – Simon macht Narbenschau und greift beherzt zum Rest des „Besten Stücks“…!
Lange Zeit ahnen die DREI nichts von dieser ungewöhnlichen Konstellation und am wenigsten Adam, der ewig nicht begreift, dass Hanna und Simon ein Paar sind. Doch was passiert als Hanna und Simon herausfinden, dass sie mit demselben Mann eine Affäre haben…?
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: X Filme, Jim Rakete DREI ,
Da freu ich mich schon drauf. Tom Tykwers Sachen sind immer eigen, aber gut.
Ich kann den Hype um „3“ noch nichtnmal ansatzweise nachvollziehen. Wenn mich meine hysterische Nachbarin mit Details aus ihrem wenig erspreßlichen Sexleben vollsülzen würde, würd‘ ich sehen, dass ich mich so schnell wie möglich vom Acker mache. Im Kino bin ich leider bis zum Schluss sitzen geblieben.