Ist GOETHE! ein historisch korrektes Werk?
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GOETHE!
Nein! Eher eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit“ – verriet Regisseur Phillip Stölzl im Vorfeld zum Kinostart seines Films. „…denn bei all seinem Verdienst um die deutsche Literatur war Goethe in jenen Jahren auch kein Kind von Traurigkeit“, schwärmt Stölzl…
„Und angesichts dieses Films könnte ich mir gut vorstellen, dass auch dem größten, deutschen Dichter und Poeten -Johann Wolfgang von Goethe- die in Bilder getauchte Zeitreise absolut gefallen hätte…“
Johann Wolfgang von Goethe
Apropos literarischer Verdienst: Johann Wolfgang von Goethe, geboren 1749 in Frankfurt am Main, verfasste neben Gedichten und Dramen auch kunst- und literaturtheoretische sowie naturwissenschaftliche Schriften. So veröffentlichte er 1790 seinen Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären und begann mit den Untersuchungen zur Farbenlehre, die ihn bis an sein Lebensende (1832) beschäftigten sollte.
Einer viel früheren Schaffensphase zu zuordnen ist hingegen Goethes „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand“. Nach einer Überarbeitung wurde daraus das Drama „Götz von Berlichingen“, welches 1773 veröffentlicht wurde und bis in die Neuzeit zu seinen bekanntesten Werken gehört. Es brach mit allen bis dato bekannten, dramatischen Regeln und fand begeisterte Aufnahme bei den Lesern. Zugleich gilt es als Gründungsdokument des Sturm und Drang und machte Goethe, neben Friedrich Schiller, zu einem Vorreiter bzw. dem wichtigsten Vertreter dieser Epoche.
Ein weiteres Detail aus seiner Biografie: Goethe wurde nicht „blaublütig“ geboren, erst 1782, mit einem Erlass von Carl-August von Sachsen-Weimar und für schlappe 362 Reichstaler, verhalf man Johann Wolfgang in den Adelsstand – zu einem „von“ Goethe.
GOETHE!, Besetzung
Bei so viel interessanter Geschichte war es dann wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich das Kino der herausragenden Persönlichkeit förmlich annehmen „musste“. Und so wurde die frühe Sturm- und Drang-Phase des jungen, frisch verliebten Nachwuchsautors, der sich in Wetzlar in die schöne Charlotte Buff verliebt, mit viel Esprit und diesmal mit ausschließlich deutscher Starbesetzung auf die Leinwand gebracht.
Das Drehbuch zum locker-leichten Drama GOETHE! stammt aus der Feder von Christoph Müller. In den Hauptrollen sind Alexander Fehling sowie Miriam Stein als Lotte und Moritz Bleibtreu (DIE VIERTE MACHT, NICHT MEIN TAG) zu sehen. Letzterer versöhnt mich damit wieder, denn seine Mitwirkung an dem Film JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN wurde ja nicht nur aus meiner Sicht als eher „unglücklich“ bzw. fast „gewissenlos“ angesehen bzw. kritisiert.
GOETHE!, Filmkritik
Wie bekannt sein dürfte, wird Charlotte nicht an Goethe, sondern in Wetzlar an einen seiner Vorgesetzten verheiratet.
Doch was des einen Pech, ist der anderen Glück oder mit anderen Worten: Wenn Goethe nicht so unglücklich in Charlotte verliebt gewesen wäre und das nicht eine so wunderschöne Quelle und Inspiration dargestellt hätte, dann wäre der längste Liebesbrief der Welt „Die Leiden des jungen Werther“ nie entstanden und hätte es damit Goethe nicht zum wohl ersten Literatursuperstar Europas gebracht…
Das große Pfund mit dem Regisseur Phillip Stölzl in seinem GOETHE! wuchern kann, ist die stimmige Chemie zwischen Alexander Fehling und Neuentdeckung Miriam Stein, die mit diesem Film ihr Kinodebüt gibt.
Mit Strubbelhaar, Sinnlichkeit und Natürlichkeit bildet sie den perfekten Gegenpol zum Sohn aus bürgerlichem Hause. Aber auch Fehling weiß zu gefallen und gibt den Goethe hier als lebens- und liebeslustigen Typen zwischen Selbstzweifel und Selbstfindung, der mit einem flotten Spruch auf den Lippen bei den Damenwelt die Herzen höher schlagen lässt. Er ist halt ein Charmebolzen ohne Muff und Mief in der Zeit vor Geheimrat, Minister und Dichterfürst…
Und noch etwas schlägt positiv zu buche: Auch die Neben-Väterrollen sind in GOETHE! mit Burghart Klaußner und Henry Hübchen hervoragend besetzt bzw. wirken die künstlich patinierten Kostüme absolut gefühls-echt.
Szenenbildner Udo Kramer, der schon bei NORDWAND überzeugte, arbeitete erneut mit seiner genial wirkenden „Mischtechnik“: Dafür wurde an geeigneten Locations in Thüringen und Sachsen gedreht und der „Rest“ mit nachträglichen Requisiten oder digitalen Effekten ergänzt.
Fazit: Mögen vielleicht Literaturkenner die Stirn runzeln – aber dieser GOETHE ist aus Fleisch und Blut und wird vorallem jungen Menschen gefallen.
GOETHE!, Filminhalt
Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung des Lebens eines unbedeutenden, erfolglosen Dichters. Sein Name: Johann Wolfgang Goethe.
Jener wird von seinem Vater, nachdem er mit Pauken und Trompeten durch sein Jura-Studium gefallen ist, ans Reichskammergericht eines verschlafenen Städtchens, Namens Weimar, geschickt. Dort verliebt sich Goethe in die junge Lotte. Kurz darauf muss er miterleben, wie sie mit dem Gerichtsrat Kestner (Moritz Bleibtreu) verlobt wird.
Doch Goethe will um Lotte kämpfen. Er provoziert ein Duell mit Kestner und landet im Gefängnis. Aber er gibt nicht auf – verzweifelt schreibt er ihre Geschichte nieder…
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: Warner Bros. GOETHE!,
Der Film ist empfehlenswert nicht nur für diejenigen, die ihr Wissen über deutsche Literatur vertiefen möchten, sondern weil der Film allein eine spannende Unterhaltung anbietet. Wem der Film „Shakespeare in love“ gefallen hat, wird auch dieser Film gefallen.