Schon wieder ein Film über die „Alten“ in der Gesellschaft? Ja…und was für Einer!
Inhalt
HERBSTGOLD
Nachdem 2008 Stephen Walker YOUNG @ HEART auf die Leinwand brachte und Regisseur Andreas Dresen im selben Jahr mit dem Drama WOLKE 9 geradezu im siebten Kinohimmel schwebte, beweist 2010 der deutsche Filmregisseur und Fernsehjournalist Jan Tenhaven (u.a. DER KRIEG IN MIR und Zooserie ELEFANT, TIGER & CO) mit seiner Dokumentation HERBSTGOLD (Originaltitel: Autumn Gold) – Sport ist nicht Mord, sondern Sport macht Mut und tut augenscheinlich gut!
HERBSTGOLD im Kino
Erzählt wird darin die Geschichten von fünf Senioren, die nicht nur sportlichen auf eine Vergangenheit mit Höhen und Tiefen zurückblicken.
Im Zentrum des Geschehens steht zudem die Frage, woher die bejahrten Athleten ihre Motivation bis ans hoffentliche noch lange Ende ihrer Tage nehmen?! Und bis dahin kämpft jeder von ihnen mit Klimmzügen zwischen Wäscheständer und Medaillen-Vitrine einen heroischen Kampf, auch und insbesondere gegen den eigenen „Schweinhund“.
Ja, Kopfstand statt Ruhestand oder den Spruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ machte bereits 1811 Friedrich Ludwig Jahn -besser bekannt unter dem Namen „Turnvater Jahn“- zu seiner Lebensmaxime.
HERBSTGOLD, Filmkritik
Die einfühlsam und humorvoll inszenierte Sport-Dokumentation HERBSTGOLD zeigt die Begeisterungsfähigkeit der sportlichen Senioren ebenso wie ihre Disziplin. Sie alle treten in den verbissenen Wettstreit mit dem Alter.
Angespornt von dem Ehrgeiz es zu schaffen, fürchten sie dabei weder Arzt noch Krankenkasse. Selbst nur der Versuch, das Siegertreppchen zu erklimmen, zählt! Mit nahezu Schicksalsergebenheit aber auch mit Trotz nehmen sie den Kampf gegen den eigenen Körper auf, gegen die Zeit und vor allem gegen die Konkurrenz!
Dabei ist HERBSTGOLD bei Weitem keine Jubel-Arie auf den Sport, sondern eher auf aktive Menschen. Die Kamera zeigt hierbei unbarmherzig Falten und Altersflecken und der Zuschauer hört sogar, wie die Protagonisten beim Essen schmatzen.
Doch was allzu menschlich scheint, wird durch die Bilder vom 101-jährigen Diskuswerfer Alfred Proksch, der trotz Knie-OP sein Sportgerät noch einmal für Österreich durch die Luft schleudern möchte, wieder relativiert. Der Zuschauer spürt förmlich die Schmerzen, die Alfred haben muss, als er unter dem Beifall der WM-Zuschauer die Arena, das Stadion mit dem Rollator betritt…
Mit spontanen Bravo-Rufen und einem herzlichen Applaus am Ende, der leider mäßig besetzten Kinovorstellung, wurden die rüstigen Rentner und der Filmemacher im Leipziger Passagekino vom Publikum belohnt. Eine Reaktion, die in der Kinowelt eher selten anzutreffen ist, welche jedoch gerechtfertigt und deshalb umso schöner war.
„Nur in den Medien steht nie etwas von unseren Wettbewerben“, sagt Diskuswerferin Gabric zum Schluss des Films – doch ich denke, Jan Tenhaven hat den Sportlern mit seinem Werk ein absolut überzeugendes Denkmal gesetzt.
Deshalb geht auch mein „Bravo“ und meine persönliche Gold-Medaille an den Dokumentarfilm HERBSTGOLD. Ein wirklich berührender Film!
HERBSTGOLD, Filminhalt
Dieses Leitmotiv scheinen sich auch der 82-jährige Hochspringer Jirí Soukup aus Tschechien, die 85-jährige Kugelstoßerin Ilse Pleuger aus Kiel, der Läufer Herbert Liedtke (93) aus Stockholm und die (noch) 94-jährige Italienerin Gabre Gabric auf die Wettkampffahne schreiben zu wollen.
Wer jedoch bei Udo Jürgens Ohrwurm „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“ schon etwas ungläubig den Kopf schüttelt, wird es im Film HERBSTGOLD und bei Alfred, dem 101-jährigen (!!) aus Wien, ganz sicher tun! Er ist wirklich ein Außnahme-Athlet im Außnahme-Zustand.
Alle Fünf wollen bei den Senioren-Weltmeisterschaften, die aller zwei Jahre im finnischen Lahti stattfinden, antreten und der jungen Welt zeigen, was „die Alten“ noch alles auf dem Kasten bzw. in den Armen und Beinen haben…
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: Neue Visionen HERBSTGOLD,
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