Wer den Filminhalt zum Musik-Drama WHIPLASH liest, könnte schnell auf den Gedanken kommen, es handelt sich um ein klassisches Drehbuch – halt ohne große unerwartete Wendungen…
Inhalt
WHIPLASH
Oder mit anderen Worten: ein junger, begnadeter Schlagzeuger, eine der renommiertesten Musikschulen des Landes und ein Musikpädagoge, der mit rabiaten Unterrichtsmethoden seine Schüler bis an ihre Grenzen führt – aber alles wird gut…
Wer das erwartet, wird enttäuscht sein. Wer mehr erhofft hat, wird überrascht, komplett aus dem Häuschen und absolut fasziniert sein…
WHIPLASH, im Kino
Es gib auf der großen Leinwand nur wenige Filme, die sich so intensiv mit dem Thema Musik auseinandersetzen wie WHIPLASH. Fünf mal für den Oscar nominiert und der Kritikerliebling schlecht hin, spielt er außerdem auch rein schauspielerisch betrachtet die Erste Geige.
Der Film glänzt zudem mit einem nahezu makellosem Script, der selbst das Finale, als eine Art in I-Tüpfelchen, einschließt. Um die Filmkritik etwas vorweg zu nehmen – ich habe derartiges seit Jahren nicht mehr im Kino gesehen, ja man muss schon fast sagen Haut nah erlebt. Der Spannungsbogen in WHIPLASH wird derartig gespannt, dass der Zuschauer im Prinzip nur noch auf der Kante des Kinosessels sitzen kann.
WHIPLASH ist Filmkunst auf höchstem Niveau
Der bis dato recht unbekannte Miles Teller porträtiert die fiktive Figur des 19-jährige Andrew Neiman, einem Schlagzeuger, der vom Ehrgeiz der Beste zu sein, gepackt wird. Interessantes Detail: Miles Teller selbst, spielt Schlagzeug. Viele Szenen in WHIPLASH konnten deshalb im „Original“ gedreht und mussten nicht durch Playback oder andere Produktionskniffe ergänzt werden.
Ihm zur Seite, im Part des nicht minder fanatischen Dirigenten und Lehrers Terence Fletcher, steht J.K. Simmons. Dessen bisher bekannteste Rolle ist die des temperamentvollen Verlegers in dem Blockbuster SPIDERMAN. Gewisse Parallelen können getrost als gerechtfertigt angesehen werden.
Fletcher ist, ich kann es nicht anders umschreiben, ein absoluter Unmensch. Er treibt seine Schüler bis an den Rande des Nervenzusammenbruchs. Er brüllt, schlägt und wirft mit Gegenständen, sobald der kleinste Fehler gemacht wird. So erinnert mich die Charaktere Fletchers fast zwangsläufig an die des Serganten Hartman aus Stanley Kubricks Kriegsdrama FULL METAL JACKET. Ebenfalls ein Menschenschinder erster Güte.
Obwohl der Zuschauer diesen Fletcher kaum anders als einen absoluten Sadisten wahrnimmt, vermag es J.K. Simmons dennoch, auch mit gewissen Sympathien beim Publikums zu werben, ja, wenn nicht gar die Zuschauer in gewisser Weise zu manipuliert – einfach ein grandioses Stück Schauspielkunst.
Ebenso Interessant: auch Simmons ist im Musikgenre kein unbeflecktes Blatt. Ursprünglich wollte er Filmkomponist werden. Ein Umstand, der vielleicht unbewusst autobiograhisch in seine Rolle eingeflossen ist und diese damit so mitreißend authentisch gestaltet…
Musik in neuer Dimension, Filmkritik
WHIPLASH beeindruckt nicht nur durch überragendes Schauspiel. Der eigentliche Kernpunkt, das Musikgeschäft im weitesten Sinne, ist selbstverständlich und wie bereits angesprochen ein Highlight. Das Musikstück, was dem Filmtitel gab, ist purer Jazz und kommt in WHIPLASH als tragende Soundtrack absolut zur Geltung. Gleiches gilt für den Titel ‚Caravan‘, der dem Film den Rhytmus vorgibt.
Apropos: Als nicht minder rasant in Verbindung mit Herausragend, kann der Schnitt in WHIPLASH gelten. Die Inszenierung der Handlung und das Tempo der Musik sind im harmonischen Einklang, werden vom 1985 geborenen, US-amerikanischen Regisseur Damien Chazelle (u.a. DER LETZTE EXORZISMUS) stets auf den Punkt gebracht. Schnell geschnittene Soli des Schlagzeugs wechseln spannungsgeladen mit aufbrandenden Orchestereinlagen.
WHIPLASH ist damit ein absolutes Muss – und das nicht nur für Leute, die auf Jazz geeicht sind. Hier passt einfach alles perfekt ineinander, was zusammen gehört. WHIPLASH ist ein Stück Kino-Magie, das heutzutage nur allzu selten anzutreffen ist.
WHIPLASH, Bilder
WHIPLASH, Filminhalt
Andrew träumt davon, einer der angesehensten Musiker unserer Zeit zu werden. Deshalb beschließt er das Shaffner Conservatory of Music in New York zu besuchen.
Hier trifft er auf Terence Flechter, seinen zukünftigen Mentor, der ihn einlädt, der Schul-Jazzband beizutreten.
Während Flechter am Anfang der Ausbildung noch als sympathischer Lehrer auftritt, muss Andrew jedoch bald erkennen, dass dem so gar nicht ist. Fletcher versteckt sich zu diesem Zeitpunkt nur hinter einer Maske.
Als diese fällt, entpuppt er sich als ein Mensch, der oft zu Gewaltexzessen neigt. Dennoch behält Andrew sein Ziel im Auge und versucht, Tag für Tag Fletcher mit seinem Talent am Schlagzeug zu beeindrucken.
So entsteht eine grenzwertig-gefährliche Spirale, die nicht nur Andrews Vater Jim (Paul Reiser) mit Sorge betrachtet…
Studio / Verleih / Bild- und Textnachweis: Sony Pictures WHIPLASH,
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